Norddeutsche Meisterschaft in Magdeburg – der TuS Varrel ist dabei!


Im dritten Anlauf soll auf der Norddeutschen Meisterschaft endlich der erste Sieg gelingen. Nach der Premiere der damals recht frisch etablierten Jugendabteilung im Jahre 2017, als wir mit nur drei Spielern immerhin drei Mannschaftsremis holen konnten, sowie der eher enttäuschenden Auflage 2019, bei der wir uns mit zwei Unentschieden begnügen mussten, soll anno 2020 der Knoten platzen.

In der Altersklasse U14 starten wir diesmal mit Max Weidenhöfer, Tom Rehpenn, Fabian Gesell und Ben Weidenhöfer.

Mittwoch, 09.09.

Austragungsort ist einmal mehr die sachsen-anhaltinische Landeshauptstadt. Wir übernachten und spielen in der dortigen Jugendherberge. Drückt uns die Daumen!

Alle pünktlich am Bremer Hauptbahnhof: Auf geht’s nach Magdeburg!

Wir sind natürlich überaus glücklich, dass wir erstens qualifiziert sind und dass zweitens das Turnier in diesem Jahr auch tatsächlich stattfinden kann bzw. darf. Die Reise zur Norddeutschen Meisterschaft ist schließlich immer ein Highlight der Saison, auf das wir uns schon lange gefreut haben. Im weiteren Verlauf werden wir an dieser Stelle von unseren Eindrücken und Erfolgen berichten, wobei die neueren Berichte immer unten angeschlossen werden. Schaut also gerne hin und wieder vorbei.

Mittwochabend

Wir sind gut in Magdeburg angekommen. Eine halbe Stunde Verspätung darf man der Bahn nicht übel nehmen, Abendessen haben wir natürlich noch bekommen. Zeit für einen kleinen Einkauf blieb ebenfalls, schließlich mussten die von den Eltern wieder einmal viel zu knapp kalkulierten Lebensmittelvorräte vor Turnierbeginn rasch aufgestockt werden. Heißt auf Deutsch Süßigkeiten.

Einige Dinge sind dieses Jahr erwartungsgemäß etwas anders.

Die Einbahnstraßenregelung im Treppenhaus macht es beispielsweise nötig, einige Umwege in Kauf zu nehmen. Wer vom Speisesaal im 1. Stock ins Erdgeschoss möchte, muss dazu zunächst hoch in den 2. Stock, dann wieder runter. Oder gegen den Strom schwimmen, was nicht der Sinn der Sache ist.

Im Speisesaal haben wir feste Essenszeiten und einen fest zugewiesenen Tisch. „Was passiert, wenn wir so lange spielen, dass wir unsere Essenszeit verpassen?“, fragte – wer auch sonst – Fabian, der immer akut gefährdet ist, die längste Partie der Runde zu spielen. Die Antwort lautet, es gibt noch eine weitere Essensausgabe für die Nachzügler und Schiedsrichter.

Überhaupt denke ich, dass das Organisationsteam alles den Umständen entsprechend hervorragend im Griff hat. In den vorigen Tagen konnten die Helfer auch beim U12-Turnier schon mal üben; dieses findet nämlich in diesem Jahr ausnahmsweise nicht gleichzeitig statt, damit die Kapazität der Jugendherberge nicht gesprengt wird. Ich habe momentan auch noch keinen Zimmergenossen, was sonst immer der Fall war. Hat vermutlich auch mit den Hygieneregeln zu tun.

Mittlerweile ist die Auslosung erstellt. Wir sind unter 16 Teams an Position 13 gesetzt. Das war im Vorjahr ebenso, damals reichte es nur zu einem eher enttäuschenden 15. Platz. Diesmal soll es im Idealfall Rang 12 oder besser sein.

Unser erster Gegner morgen früh heißt dann Empor Berlin und ist in der Setzliste an Position 5 geführt. Also ein attraktives Auftaktprogramm. Wir gehen jetzt schlafen und melden uns morgen mit den Ergebnissen des Tages wieder.

Donnerstag 10.09.

Donnerstagmorgen TuS Varrel – SV Empor Berlin 1 : 3

Max erzielte unseren ersten Punkt in diesem Turnier.

Gegen die Berliner starteten wir leider mit einer 1:3-Niederlage ins Turnier. Max spielte eine sehr schöne Partie und gewann gegen seinen nominell etwa gleichstarken Gegner auf überzeugende Weise. Zu diesem Zeitpunkt lagen wir jedoch bereits mit 0:3 zurück, so dass es noch keine Mannschaftspunkte gab. Gut gekämpft haben aber alle, nicht zuletzt Ben, der eine optisch leicht überlegene Stellung erreichte, dann aber leider den richtigen Zeitpunkt zur Rochade verpasste und mit dem König in der Mitte von der gegnerischen Dame so lange gejagt wurde, bis Material verloren ging. Fabian hatte bereits früh einen Bauern eingebüßt, entwickelte danach aber noch sehr schöne Angriffsideen. Und Tom verteidigte sich lange sehr zäh, musste am Ende aber den weißen Turm auf die siebte Reihe eindringen lassen, was sich als partieentscheidend erwies.

Fabian war zuletzt in Topform und hat im Sommer 100 DWZ-Punkte gewonnen. Hoffen wir, dass er seine gute Form mit nach Magdeburg gebracht hat.

Nichtsdestotrotz sollten wir mit dieser Leistung gegen Teams, die in der Setzliste in unserem Bereich rangieren, gute Aussichten auf die ersten Mannschaftspunkte haben.

Vielleicht gelingen diese schon heute Nachmittag gegen den SK Lehrte.

Donnerstagnachmittag TuS Varrel – SK Lehrte 1 : 3

So sieht es in einem der vier Spielsäle aus. Viel Platz und viel Abstand, dabei aber wenig Zuschauer.

Auch Runde 2 bescherte uns einen nominell leicht stärkeren Gegner. Am Ende stand erneut eine 1:3-Niederlage zu Buche, die zweifellos verdient, aber nicht nötig war. Ben spielte abermals eine gute Eröffnung und erreichte eine vielversprechende Stellung. Doch nachdem er zwei Gelegenheiten zum Materialgewinn ausgelassen hatte, wurde er ausgekontert und verlor zu viele Bauern, um die Partie noch retten zu können.

Trotz zweier starker Partien konnte sich Ben heute noch nicht belohnen. Wenn er so konzentriert weitermacht, ist das aber nur eine Frage der Zeit.

Fabian sah sich zum zweiten Male am heutigen Tage einem deutlich höher eingeschätzten Gegner gegenüber und verlor recht schnell. Doch Tom spielte nach spannendem Partieverlauf ein mustergültiges Endspiel, in dem er mit einem Springer und sechs Bauern gegen den Turm plus vier Bauern des Schwarzen antreten musste. Hier demonstrierte Tom die Stärke der verbundenen Freibauern und fuhr seinen ersten vollen Punkt ein. Und das gegen einen um 200 DWZ-Punkte besseren Kontrahenten.

Tom kam an Tag 1 zum ersten vollen Punkt. Und dass trotz nominell deutlich stärkeren Gegners.

Für ein Mannschaftsremis hätte nun Max, der wieder die längste Partie spielte, noch gewinnen müssen. Das war zu diesem Zeitpunkt jedoch nahezu ausgeschlossen, hatte er doch – völlig untypisch – bereits in der Eröffnungsphase eine Figur eingestellt. Das war im Endspiel nicht zu kompensieren

So haderten wir ein wenig mit den verpassten Chancen und legen unsere Hoffnung auf morgen. Dankenswerterweise hat der Magdeburger Gastgeber ganz spontan gestern noch ein Team als Gerademacher zusammenstellen können, so dass kein Team spielfrei zu befürchten braucht. Allerdings wird das Team der Schachzwerge Magdeburg am Vormittag nicht vollzählig antreten können, weil so spontan nicht alle Spieler noch eine Schulbefreiung erhalten haben. Es sollte also für Team Varrel etwas drin sein.

Freitag 11.09.

Freitagmorgen TuS Varrel – Schachzwerge Magdeburg 2,5 : 1,5

Die Schachzwerge Magdeburg sind mit sensationellen 647 Mitgliedern einer der größten Schachvereine in Deutschland. Davon verfügen allerdings nur knapp 50 Aktive über eine DWZ.

Frohen Mutes geht es in die 3. Runde, in der endlich der erste Sieg eingefahren werden soll.

Eigentlich hatte der Verein kein Team für die U14 angemeldet, doch sind einige Spieler kurzfristig eingesprungen, als abzusehen war, dass das Teilnehmerfeld andernfalls ungerade bleiben würde.

Insofern sind wir sehr froh, heute Morgen kein Freilos erhalten zu haben, sondern zumindest teilweise spielen zu können. Fabian und Ben allerdings gewannen kampflos, weil den Magdeburgern in den beiden Vormittagsrunden während der Schulzeit nicht all ihre Spieler zur Verfügung stehen. Da reichte die Zeit wohl nicht aus, um noch Schulbefreiungen zu erwirken.

Kurze Zeit später sah es also so aus. Zwei leere Bretter, wir führen mit 2:0. Da sollte doch ein Sieg machbar sein.

Die Runde ging diesmal sehr schnell zu Ende. Tom sicherte den Mannschaftssieg, ist aber dennoch unzufrieden. Zurecht. Er stand mit zwei Bauern klar schlechter, als ihm ein Geistesblitz kam und er mit einem Turmopfer ein Dauerschach erzwingen wollte. Ein paar Züge und ein Remisgebot später war die Partie beendet und wir hatten gewonnen. Alle glücklich, könnte man denken. Doch im Nachhinein bei der Analyse kam der Schock: Der Gegner war auf das falsche Feld gegangen, statt Dauerschach zu geben hätte Tom plötzlich sogar Matt setzen können. Danach hatte er gar nicht mehr Ausschau gehalten und diese Chance somit verpasst. Ärgerlich.

Tom war Matchwinner und Pechvogel zugleich. Das geht auch manchmal.

Max‘ Gegner beschwor bereits in der Eröffnung einen brandgefährlichen Angriff inklusive Springeropfer herauf. Das kostete Max viel Bedenkzeit, doch so schaffte er es, seinen König in Sicherheit zu halten. Ein weiteres Springeropfer des Schwarzen verschaffte Max dann endgültig eine vorteilhafte Stellung, doch unter Druck findet man nicht immer die besten Züge und so übersah er ein dreizügiges Matt. Ebenfalls unnötig und ärgerlich, aber immerhin ist der Bann gebrochen und im 16. Match auf der Norddeutschen Meisterschaft endlich der erste Sieg eingefahren. Weitere sollen folgen, dann hoffentlich auch gegen vollzählige Mannschaften. Das wäre mit Sicherheit noch ein besseres Gefühl…

Nach diesem, ich möchte sagen, historischen Sieg war die Stimmung beim Mittagessen entsprechend gut. Der heutige Freitag ist zugleich auch Fischtag. Das fand jedoch nicht unbedingt die Zustimmung unserer Jungs, die zur Feier des Tages lieber auswärts essen wollten. Das Essen in der Jugendherberge ist in diesem Jahr erwartungsgemäß kein Buffet, aber trotzdem gut.

Nähere Betrachtung verdient indes Toms Partie:

Jonathan Schlange (1635) – Tom Rehpenn (1462)

Die Lage ist schwierig für Schwarz, doch Tom findet hier den spannenden Zug 39…Dg8! Das droht natürlich Txg1 sowie Db3+. Sicherlich kann Weiß beide Drohungen parieren und eine Gewinnstellung behalten, z.B. mit 40. Dh2. In der Partie folgte aber 40. Txg7 Db3+, woraufhin Schwarz Dauerschach geben kann. Nach 41. Kc1 Dxc3+ 42. Lc2 Da1+ 43. Lb1 Dc3+ einigten sich beide Spieler auf Remis. Dabei hätte Schwarz mit 42…Te2 undeckbar Matt drohen und die Partie gewinnen können.

Nach unserem bereits mehrfach, aber mit Sicherheit nicht zum letzten Male erwähnten ersten Sieg, auf den wir bereits seit 2017 gewartet hatten, wurde uns gleich der nächste Superlativ zuteil.

Das Zimmer der Jungs wurde von der Reinigungskraft, die unvorsichtigerweise durch die Tür eingetreten war, schnell als das unordentlichste, das sie im Rahmen der Schachturniere zu sehen bekommen hat, geadelt.

Uneins waren wir uns jedoch darüber, ob sich das auf das gesamte Haus oder nur auf unseren Flur bezog. A propos Flur: Wir wohnen auf der zweiten Etage, wo sich auch einer der vier Spielsäle befindet. Durch unseren Erfolg am Morgen sind wir nun jedoch aufgestiegen und dürfen am Nachmittag im 3. Stock Platz nehmen. Der Weg dorthin ist ganz einfach. Man nehme, den Pfeilen mit der Einbahnstraßenregelung folgend, vom 2. Stock aus die Treppe ins Erdgeschoss und läuft von dort über eine andere Treppe in den 3. Stock. Will man nachher zurück auf das Zimmer, muss man vom 3. Stock ins Erdgeschoss, an der Rezeption vorbei und wieder rauf in den 2. Stock. Weitere Erfolge vorausgesetzt können wir uns übrigens bis zur Schlussrunde noch in die 4. oder gar 5. Etage hocharbeiten.

Damit das gelingt, brauchen wir als erstes einen Sieg über den USV Halle.

Schach, Schach und nochmal Schach – wohin man auch schaut, die gesamte Jugendherberge ist von den Schachspielern aus acht Bundesländern belegt.

Freitagnachmittag TuS Varrel – USV Halle 1,5 : 2,5

Na gut, es hat nicht geklappt. Max läuft seiner Form leider nach wie vor hinterher und musste sich zum dritten Male in Folge geschlagen geben. Und das abermals in der Favoritenrolle und noch dazu mit Weiß. Ben spielte die gleich Eröffnung wie Max, allerdings mit den schwarzen Steinen. Leider tat er es seinem Bruder gleich und musste schließlich aufgeben, nachdem er früh eine Figur verloren hatte. Fabian spielte hingegen eine wahre Glanzpartie mit einem hübschen Angriff auf beiden Flügeln. Eine Kuriosität am Rande: Der Zug, mit dem Fabian seinen Gegner zur Aufgabe zwang, war die lange Rochade.

Fabians beste Leistung in diesem Turnier und endlich belohnte er sich mit dem vollen Punkt.

So mühte sich Tom noch lange, lehnte im Mannschaftssinne ein Remisgebot des Hallensers ab, musste im Endspiel mit symmetrischer Bauernstruktur aber schließlich doch in die Punkteteilung einwilligen. Schade, wieder war eine richtig starke Partie dabei, aber wie so oft schaffen wir es nicht, dass mal drei Spieler in ein und derselben Runde punkten.

Trotzdem ging es am Abend als Belohnung für die Vormittagsrunde noch zum Eisessen. Nach einem kleinen Spaziergang an der Elbe sind wir mittlerweile auch mit der Vorbereitung für morgen fertig, wenn unser Gegner Rochade Göttingen heißt, und gehen nun ins Bett.

Samstagmorgen TuS Varrel – KSV Rochade Göttingen 2,5 : 1,5

Bereits ein paar Minuten vor Rundenbeginn am Brett und voller Fokus auf den nächsten Sieg: Auf geht’s mit Runde 5.

Diesmal erwischte es Tom. Sein Gegner war krank, so dass wir also bereits um 8.30 Uhr mit 1:0 führten. Kurze Zeit später sah es jedoch gar nicht gut aus, sowohl Ben als auch Fabian standen bereits nach acht Zügen auf Verlust. Vermutlich, weil sie die in der Vorbereitung aufgezeigten Drohungen des Gegners komplett vergessen und dann auf dem Brett konsequent ignoriert hatten. Doch während Fabian alsbald verlor, kämpfte sich Ben sensationell in die Partie zurück, entwickelte seine Figuren auf aktive Felder, initiierte einen Königsangriff, der ihm schließlich einen Figurengewinn bescherte. Und so hatte sein deutlich älterer und deutlich stärkerer Gegner keine andere Wahl als durch Dauerschach ein Remis zu retten. Doch das war nicht genug, beim Stand von 1,5 : 1,5 oblag es Max, der zuletzt geschwächelt hatte, für unseren nächsten Mannschaftssieg zu sorgen. Seine Eröffnungsvorbereitung hatte bestens funktioniert, woraufhin Max ein Endspiel mit einem Mehrbauern erreichte. Wer Max‘ Endspielexpertise kennt, dürfte nicht verwundert sein, dass ihm dieser Vorteil zum vollen Punkt genügte und unser Zimmer durfte ein zweites Mal eine Siegesfeier anstimmen.

Nach dem gestrigen Erfolg über zwei Spieler und dem heutigen Sieg gegen drei möchten wir im weiteren Turnierverlauf unbedingt noch gegen ein vollzähliges Team gewinnen. Das Gefühl heute war schon besser als gestern, aber ich denke, eine Steigerung dürfte noch möglich sein. Erstmal sind wir wieder in Etage Nr. 3.

Wer in Magdeburg die Straßenschilder sucht, muss den Blick gen Himmel richten. Unser Turnier findet in der Leiterstraße statt, eine passende Metapher für unseren Aufstieg.

Samstagnachmittag TuS Varrel – Werder Bremen 2 : 2

Werder gegen Varrel, Nachbarschaftsduell in Runde 6

In diesem Jahr ist neben uns noch ein zweites Bremer Team am Start, nämlich Werder Bremen. Bei unseren beiden vorigen Teilnahmen hatte der andere Bremer Qualifikant, der Delmenhorster SK, seine Teilnahme jeweils kurz vor dem Turnier abgesagt. Diesmal streiten wir sozusagen in Magdeburg auch um den inoffiziellen Titel als bester Bremer Verein. Das ist durchaus ein Ziel für uns; Werder allerdings hatte akute Personalprobleme und hat per Ausnahmeregelung am ersten Turniertag noch flugs zwei Spieler aus einer anderen Altersklasse, die normalerweise nicht spielberechtigt gewesen wären, nachgemeldet. Die wiederum sind recht stark und haben vorige Woche im U12-Turnier hervorragende Leistungen gezeigt, so dass es also ein enges Match werden dürfte.

Die heutigen Runden werden begleitet von ein wenig Musik, auch durch geschlossene Fenster bestens hörbar. In der Innenstadt direkt vor unserer Unterkunft findet nämlich ein Kunsthandwerk- und Flohmarkt statt. Mit Musik und allem drum und dran.

Knapp wurde es dann in der Tat. Nach unserer Prognose sollten wir an Brett 1 und 2 die Favoritenrolle innehaben, während wir Brett 3 und 4 eher als Außenseiter sahen. Max gewann seine Partie gegen Samuel Pfeffer auch souverän, Tom siegte gegen Mattes Detjen nach kurzem Wackler in Form eines eingestellten Bauern ebenfalls. Ben bewies eine hervorragende Eröffnungsbehandlung und erreichte eine gute Stellung, war Matvej Nikitin aber erwartungsgemäß taktisch unterlegen und büßte entscheidend Material ein. Fabian spielte gegen den für sein Alter sensationell starken Tim Zimmer groß auf, hatte zwischenzeitlich einen Springer mehr – und verlor die Partie am Ende gar noch. Dass wir gegen Werder nicht gewinnen müssen, sondern ein Unentschieden ein ordentliches Ergebnis darstellt, will ich nicht bestreiten. Da wir jedoch dem Sieg deutlich näher waren als die Bremer, ärgert es uns doch den ganzen Abend über, hier einen Sieg im Prestigeduell verpasst zu haben.

Nichtsdestotrotz haben wir bislang zweifellos über den Erwartungen abgeschnitten. Fünf Mannschaftspunkte sind jetzt bereits drei mehr als im Vorjahr, nach Runde 6 von 7 rangieren wir in der Tabelle wie erhofft etwas besser als unser Setzlistenplatz es erfordern würde. Nun hoffen wir, in der letzten Runde nicht hochgelost zu werden.

Männer und Frauen müssen innerhalb der Jugendherberge anderthalb Meter Abstand voneinander halten, wenn ich die zahlreichen Beschilderungen korrekt interpretiere.

Am Samstag traf auch Stefan Menke in Magdeburg ein und stieß zum Team. Keine Frage, dass unser Jugendtrainer es sich nicht nehmen lassen möchte, die Jungs vor Ort zu unterstützen.

Zur Belohnung für das gute Turnier ging es für unsere Truppe heute Abend auf den Elbe-Fun-Park, so etwas wie ein kleiner Bremer Freimarkt.

Tom hat sichtlich Spaß, Stefan und Ben (im Hintergrund) ebenfalls.

Nach unserer Rückkehr in die Jugendherberge verriet ein Blick auf die Auslosung dann, dass wir am Sonntag in der Schlussrunde gegen den Tabellenletzten aus Bemerode antreten müssen. Ein Mannschaftssieg wäre natürlich ein glänzender Abschluss. Doch damit das gelingt und wir überhaupt pünktlich antreten können, müssen zunächst das Zimmer aufgeräumt und die Koffer gepackt werden. Und dann folgt auch schon die letzte und erfahrungsgemäß kürzeste Nacht des Turniers.

Sonntagmorgen TuS Varrel – SZ Bemerode 1: 3

Mit einer Enttäuschung endete ein ansonsten ohne Frage sehr starkes Turnier. Gegen das Hannoveraner Team des Schachzentrum Bemerode, bis zu diesem Zeitpunkt Tabellenletzter, stand es nach nicht viel mehr als 2 Stunden Spielzeit 0:3. Tom hatte im Mannschaftssinne die Chance zum Remis durch Zugwiederholung ausgelassen, spielte weiter und verlor im Endspiel. Auch Ben und Fabian blieben leider zweite Sieger. Da half der abschließende Sieg von Max nicht mehr viel. Mit 5 Mannschaftspunkten beenden wir das Turnier auf Rang 13, also exakt auf unserer Setzlistenposition. Da hatten wir uns zumindest in der letzten Runde mehr erhofft. Nun gibt es ein letztes Mal Mittagessen und dann begeben wir uns auf den Heimweg. Am Abend gibt es dann das Fazit.

Fazit

Das Ende hatten wir uns natürlich anders vorgestellt. Bemerode hatte im bisherigen Turnierverlauf nicht viele Punkte erzielt, vielleicht haben wir sie deshalb ein wenig unterschätzt. Vielleicht waren die Hannoveraner, die das Zimmer neben unserem bezogen hatten, am Vorabend auch einfach schon im Bett, bevor wir überhaupt damit begonnen hatten, die Koffer zu packen, und deshalb körperlich wie geistig das nötige Quäntchen fitter. Jedenfalls geriet unsere Nacht zu kurz und während wir in vielen anderen Matches, die knapp verloren gingen, einige Chancen ausgelassen hatten, war diese Niederlage absolut verdient und ein Mannschaftspunkt war zu keinem Zeitpunkt in Sicht.

Wie das immer so ist, bleibt das Resultat der letzten Runde am ehesten im Gedächtnis und beeinflusst, in welcher Erinnerung man ein Turnier behält. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir alles in allem ein wirklich gutes Turnier absolviert haben. Zweifellos ist für den TuS Varrel die Teilnahme bereits ein Erfolg, den wir im kommenden Jahr gerne wiederholen möchten. Dass wir keine realistische Chance auf den Titel oder die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft haben, war jedem vorher klar. Fünf Mannschaftspunkte sind demzufolge aller Ehren wert, Platz 13 im Endklassement ist etwa das, was wir im Vorfeld erwarten durften. Und wir sind immerhin in der Endtabelle vor Werder gelandet…

Auch nach Ende des Turniers wurde noch fleißig Schach gespielt. In diesem Falle sogar zu viert.

Leider schwächelte Max am Spitzenbrett zwischenzeitlich, als er drei Partien in Folge gegen Spieler im Bereich um DWZ 1700 verlor. Zum Glück fand er seine Form aber noch wieder und gewann die letzten drei Runden, insgesamt 4 Punkte aus 7 Partien. Das ist eine solide Leistung, auch wenn jeder, der Max kennt, nachvollziehen kann, dass er sich deutlich mehr ausgerechnet haben wird. Im Vergleich zum Vorjahr hat Tom einen riesigen Satz nach vorne gemacht. Ebenfalls 4 Punkte an Brett 2, davon einer kampflos, waren der Lohn für ein Jahr harter Arbeit. Als einziger Spieler im diesjährigen Team nimmt Tom ein DWZ-Plus mit nach Hause. Fabian erreichte einige vielversprechende Stellungen und bewies mit einer Miniatur, welches Potenzial sein gefährliches Angriffsspiel ihm verspricht. Doch leider ließ er zu viele Chancen ungenutzt, wobei die Gegner an Brett 3 für ihn auf dem Papier auch mehr als nur eine Klasse besser waren. Gleiches gilt für Ben, den Jüngsten im Team, der selbst im nächsten Jahr noch in der Altersklasse U12 antreten darf. Von ihm wurde sicherlich am wenigsten erwartet und auf Bens Schultern lastete auch kein Druck; punkten sollten andere. Mit gutem Eröffnungswissen und gutem Spielverständnis legte Ben den Grundstein für die Zukunft, in der er noch viele wichtige Punkte für den TuS Varrel erzielen wird. Fehlende Erfahrung und noch eine Menge Steigerungspotenzial im taktischen Bereich verhinderten diesmal, dass Ben mehr als einen halben Punkt erspielte. Aber ihm gehört ohne Frage die Zukunft.

Was auch dieser Tage nicht unerwähnt bleiben sollte: Wir sind alle gesund geblieben. Immerhin sind Spieler aus acht Bundesländern zusammengekommen, allein unsere vier Jungs besuchen drei verschiedene Schulen, da ist natürlich immer ein bisschen Risiko dabei. In diesem Sinne war das Turnier aber ein voller Erfolg, denn nicht nur wir wären ohne Frage sehr traurig gewesen, wenn die NVM 2020 hätte ausfallen müssen. Großer Dank gilt deshalb dem Organisationsteam, das diese Veranstaltung so manchen Widrigkeiten zum Trotz bestens gemanagt hat.

Die Stimmung im Varreler Team war im Laufe der Woche ausnahmslos sehr gut, uns allen haben das Turnier und die Woche in Magdeburg viel Spaß gemacht. Den avisierten ersten Sieg haben wir geschafft, am nächsten Tag gleich noch einen weiteren folgen lassen. Und weil trotzdem noch immer Luft nach oben ist, versuchen wir einfach, uns 2021 wieder zu qualifizieren und es dann noch besser zu machen. Bis dahin danken wir allen Daheimgebliebenen für‘s Mitlesen, Mitfiebern und Daumendrücken und verabschieden uns für den Moment. Auf Wiedersehen auf der nächsten Norddeutschen Meisterschaft!

Anfängerkurs 2020
Nach der Norddeutschen ist vor der Deutschen Meisterschaft