Zwei halbwegs zufriedene Varreler im Werder-Open 2017


Ein Bericht von Ralf Mulde

Wenn’s gut läuft, macht man in einem solchen Turnier zwei Drittel, wenn’s wie immer läuft, ist es die Hälfte der möglichen Punkte und wenn man das Turnier danach rasch vergessen lassen möchte, erwähnt man es nie mehr irgendwo. Dennis Webner erspielte mit „fünf aus sieben“ 71% und erzielte damit ein hervorragendes Ergebnis! Wie hieß doch noch ein Buch von Aljechin? „Auf dem Weg zur Weltmeisterschaft“? …

Dennoch erreichte Dennis mit dem fünften Rang „lediglich“ den Rang, den er auf der Setz-Rangliste eingenommen hatte; war das nun ein nur durchschniddeliger Wettkampf oder doch, wie ich finde, angesicht der 71 ein herausragender?

(Anm. Dennis Webner: Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis, würde sogar in Betracht ziehen, das Wort „halbwegs“ aus dem Titel zu streichen)

Der greise Kampfgefährte Ralf Mulde wurde auf dem 16. Rang gesetzt und kam dann auch mit vier aus sieben, also 57%, auf dem 17. Tabellenplatz an. Ob es uns damit gelungen ist, „die Zahl“ zu verbessern, also das götzenähnlich verehrte Rating, Maßstab aller schachlicher Tat, muss man bis zur Auswertung abwarten.

Von den üblichen Aussetzern abgesehen – wir sind nun mal nur kleine Amateure -, spielten Dennis und sogar auch ich halbwegs vorzeigbares Schach. Dass wir in einer Runde gegeneinander antreten mussten, war Lospech (für mich …), dass mir danach krankheitsbedingt eine Partie gar kampflos entglitt, war nicht zu ändern. Dabei wurden einige Teilnehmer über die gar nicht allzu bekannte FIDE-Regel aufgeklärt, dass man in einem CH-System zwei Spieler, deren Begegnung zuvor kampflos entschieden worden war, in einer neuen Runde nochmals gegeneinander paaren darf, wie es bei mir gegen Jens Kardoeus auch prompt geschah.

Auch wenn nicht jeder Huchtinger Taxifahrer den Weg kennt, liegt die Werder-Halle im Hulsberg-Viertel doch sehr gut erreichbar. Auch der Spielmodus – openüblich eine Art erweiterte Schnellpartie – und das gewöhnliche Kneipenangebot, handfest und ohne völlig überzüchtete Sterneküche – räumlich völlig getrennt – sind so, wie man es sich wünscht. Der Spielsaal war geräumig genug. Das Turnier war – auch wegen der äußeren Bedingungen – sichtbar gut nachgefragt.

Es ist ein „Feierabend-Turnier“, so wie in ganz Deutschland Clubmeisterschaften und z.B. in Hamburg auch Landeswettbewerbe gespielt werden. Weil die Arbeitswelt heute immer mehr normale Tätigkeit am Wochenende einfordert, sind zumindest Turniere wie die Offene Bremer Einzel OBEM – neben allen anderen organisatorischen Mängeln wie Doppelrunde und stets grotesk verspäteter Beginn – augenscheinlich in die „Teilnehmerkrise“ geraten. Allerdings war auch die Bremer Einzel einmal als „Feierabend-Turnier“ organisiert, als man sich noch im „Haus des Sports“ einfand. Vielleicht wäre das ja eine Idee, obwohl in Mahndorf ein großartiger und hoffentlich ständiger Spielort gefunden wurde.

Eine Elo-Auswertung des Werder-Open kann wegen der Spielbedingungen nicht erfolgen, weil Werder (der mitgliederstärkste Verein der Region) keine dauerpräsenten Turnierleiter (Hauptschiedsrichter) und Saalschiedsrichter zu stellen vermag, die man in Partien mit einer sozusagen auf „Endspurtphase“ ausgelegten Bedenkzeit einfach braucht. Nicht, weil irgendein Spieler unlauter agierte, sondern weil man in Phasen der hektisch herum purzelnden Figuren gelegentlich einfach eine ordnende, neutrale Hand benötigt. Das würde auch helfen, einen Schachfreund, der es sich offenbar zur immer wieder glänzend erledigten Aufgabe machte, den gesamten Turniersaal durch seine Zeterei zu stören, notfalls vom weiteren Geschehen zu absentieren.

Aber weil sich in dem Turnier eben doch mehrzahlig die „üblichen Verdächtigen“ (der Schnack stammt aus „Casablanca“) wie Horst Rauer, Lothar Wemßen, Detlef Buse, Rolf Hundack, Heinz Meyer, Bernd Künitz und viele andere mehr versammelten, mit denen zumindest ich inzwischen Erinnerungen aus vierzig Jahren Bremer Schachhistorie austauschen konnte, ging die heitere Stimmung im Saal nie verloren; anders als so manche „total gewonnene“ Partie, aber das ist ja immer so.

(Ralf Mulde)

Werder-Open 2017, ENDSTAND

https://www.werder.de/schach/turniere/werder-chess-open/2017-aktuell/

Rang TNr Teilnehmer TWZ Verein/Ort S R V Punkte Buchh SoBerg

1. Höffer,David    2308    Delmenhorster SK 5 1 1 5.5 28.5 24.50

2. Buchal,Stephan    2310  SV Werder Bremen 5 1 1 5.5 27.5 24.75

3. Hundack,Rolf     2054   Bremer SG 4 3 0 5.5 27.0 20.25

4. Steffens,Olaf   2207    SV Werder Bremen 5 1 1 5.5 26.0 22.00

5. Webner,Dennis   2046   TuS Varrel 3 4 0 5.0 28.0 18.75

16. Mulde,Ralf    1820    TuS Varrel 4 0 3 4.0 22.5 10.50

insgesamt 39 Teilnehmer

Max im Weser-Kurier
Max auf der Deutschen Meisterschaft