Das neue Normal
Die Zeiten haben sich geändert. Das gilt auch für Schachturniere, die lange Zeit gar nicht oder bestenfalls online ausgetragen werden konnten. Doch so langsam sprießen die ersten zaghaften Versuche, zum Turnierschach an den Brettern zurückzukehren, aus dem Boden.
Einer der Vorreiter in dieser Hinsicht ist zweifellos der Hildesheimer SV. Dessen durchdachtes Hygienekonzept wurde bereits vor geraumer Zeit auf der Homepage des Niedersächsischen Schachverbands präsentiert. Kein Wunder also, dass unter der Leitung von Werner Freier endlich mal wieder ein „echtes“ Turnier durchgeführt wurde, sozusagen wie in alten Zeiten.
3 Tage lang wurden in der Hildesheimer Schach-Amateurmeisterschaft die analogen Figuren bewegt. Mit Mindestabstand und im Zwei-Brett-Modus. Das bedeutet, jeder Teilnehmer hatte ein eigenes Brett zur Verfügung und führte auf diesem auch die Züge des Gegners aus.
Das mochte zwar anfangs ungewohnt anmuten, funktionierte aber – zumindest bei langer Bedenkzeit – sehr gut. Und warum schreiben wir das alles? Natürlich weil, wie eigentlich immer, wenn in der näheren oder gar nicht so nahen Umgebung ein Turnier angeboten wird, der TuS Varrel mit von der Partie war.
Tom Rehpenn kehrte quasi aus dem Sommerurlaub direkt zurück ans Brett und fand sich innerhalb seiner 6er-Gruppe an fünfter Stelle gesetzt. Also eine Menge interessanter Gegner garantiert. Nicht dazu gehörte Stefan Menke, der sich, um Toms Turnier beizuwohnen, kurzentschlossen auch ein Zimmer in Hildesheim gebucht und für die C-Gruppe gemeldet hatte. Dort war Stefan nominell der Stärkste, doch was bedeutet das nach dieser langen Pause eigentlich? Immerhin stammen die zur Gruppeneinteilung herangezogenen Wertungszahlen aus einer mittlerweile fernen Vergangenheit.
Tom begann am Freitagabend direkt mit einem schönen Sieg, ehe ihn am folgenden Morgen gegen den Setzlistenersten und späteren Turniersieger eine Gabel die Partie kostete. Doch mit einem weiteren Sieg und zwei Remis gegen starke Gegnerschaft hievte sich Tom auf den zweiten Platz und bewies somit, dass er während der Zwangspause nichts verlernt hat.
Stefan startete direkt mit einer Niederlage gegen den ungeschlagenen Turniersieger. In der zweiten Runde versprach ihm sein starker Freibauer ausreichende Kompensation für den materiellen Nachteil und tatsächlich büßte seine Gegnerin im Versuch, diesen aufzuhalten, eine Figur zu viel ein. Doch eine Niederlage in Runde 3 gegen seinen, Zitat, Dauerrivalen Joachim Glaschak machte alle Hoffnung auf den Turniersieg zunichte. Den Sonntag jedoch nutzte Stefan, um zu gewohnter Form zurückzufinden, und gewann beide Partien.
Beide Varreler Vielspieler beenden damit ihre unverschuldete Turnierflaute mit 3 Punkten aus 5 Partien, der Erkenntnis, dass auch in diesen neuen Zeiten durchaus Turnierschach gespielt werden kann und kehren gesund nach Hause zurück. Dort geht es bestimmt bald weiter am Brett.