Feierabend: Varrel siegt in Findorff!

Vier unserer Rock-Schach-Band [Dennis Webner (g) : Christoph Musoldt (voc) : Peter Segelken (keyb) Daniela Kahrs (b + voc) ], zogen an den Findorffer Torfkanal, und dort Historisches zu vollbringen, nämlich die allererste Runde der allerersten Auflage der Bremer „Feierabend-Liga“ zu spielen und womöglich auch zu gewinnen. Letzteres erwies sich als schwierig.

Zwar sah das staunende Publikum am vierten Brett schon nach nicht allzu langer Zeit den gegnerischen König bei ansonsten doch noch recht voller Platte sozusagen „aushilfsweise erzwungen“ auf d6 schlagen, aber diesen durch den Saal tanzenden König des Findorffers Frank Schindehütte, der mindestens an Fred Astaire denken ließ, so richtig ernsthaft zu gefährden, war in dieser vertrackten Stellung eben einfach nicht drin. Die Verhältnisse, sie sind eben so. – Moment! Was macht denn jetzt der Dreigroschenoper – Peachum in diesem knochentrocken angelegten Bericht? Naja, irgendwas ist ja immer.

Alle im Team freuten sich sehr über den gelungen Wieder-Einstieg unserer Damen-Schachanfängerinnen-Trainerin Daniela Kahrs, die wegen ihrer Karriere als Fußball-Außenverteidigerin faktisch mit dem Schach aufgehö… länger pausiert hatte. Daniela am ruhig wummernden, treibenden Bass in unseres Varreler Schach-Quartetts behielt stets die Übersicht – zwei quirlige Kinder sind einfach ein prima Training! – und der halbe Punkt war flugs für uns gebucht. Remis!

Peter Segelken an Brett 3 gab an den Keyboards wie immer alles. Es ging hin und her. Nicht ganz so wild, wie man das in anderen Konzerten auch schon mal hörte, aber wir werden ja alle älter … Was beim Grillhähnchen erwünscht ist, findet der Schachspieler oft unschön, wenn nämlich die Situation sich immer wieder dreht. Tatsächlich war Peter so freundlich, seinem Spielpartner nach der Begegnung noch diese oder jene Note zu zeigen, die der nicht so ganz sauber getroffen hatte, aber durch diese Spielweise war’s eben statt des möglichen Remis doch gerade noh ein Sieg für uns. Das war knapp, aber den brauchten wir! Sieg!

An Brett 2 erhielt Christoph Musoldts Gegenüber, der mit Schwarz agierende Malte Hentrop, wie von Geisterhand plötzlich die besseren Chancen und stand bald mit ungefähr siebzehn Mehrbauern ohne jedes weiße Äquivalent auf der (nächtlichen) Sonnenseite. So hatte unser Leadsänger leider bald Gelegenheit, ein klagendes „House of the Rising Sun“ in die Abenddämmerung zu legen – nehmen wir einmal an, dass es in diesem Song wirklich nur um einen Sonnenuntergang ginge, wie ich es als unbedarfter junger Mensch glaubte. Jedenfalls: Diesmal leider verloren.

Da hatte aber an der melodieführenden Gitarre schon längst Dennis Webner seine unterhaltsame Weiß-Partie gegen den starken Harry Baumann gewonnen. Der Berichterstatter sah zunächst einen weißen Stonewall, festgemauert in der Erden. Der in alter Zeit so genannte „Pillsbury-Springer“ zuckelte programmgemäß nach e5, quasi Dienst nach Vorschrift am Hafertrog.

Der Autor musste (ehrlich!) nur für drei, vier Augenblicke an sein eigenes Brett zurück, weil ja zeitgleich die erste Runde des Dähne-Pokals gespielt wurde, in der die Partie Ralf Mulde – Hayo Hoffer zwar nicht die beiden Spieler, wohl aber jeden sachkundigen Schachfreund ins Entsetzen trieb (nach der zweiten Blitzpartie gegen Mitternacht hatte auch hier der dicke Varreler mit Weiß einfach das unverdiente Glück auf seiner Seite …).

Während dieser kurzen Vakanz also gelang es dem Rosselenker Dennis Webner, seine offiziell doch eigentlich unbeweglichen Bauern f4, e3 und d4 mindestens „On The Road Again“, vielleicht aber auch gleich „Highway To Hell“ anstimmen zu lassen. Jedenfalls tauchten die Kameraden ziemlich überraschend weit im gegnerischen Strafraum auf, ganz so wie um 1500 vor Hemmingstedt. Das sah verflixt gefährlich aus und war es wohl auch, denn gar nicht so sehr lange später räumte der Findorffer zuckend, also achselzuckend, die Figuren zusammen. Und auch bei den Dithmarscher Bauern kam es damals zum „Untergang der schwarzen Garde“ … Sieg!!!

Insgesamt also ein 2,5 : 1,5 für uns, ein im Pokal eine Runde weiter Geschlitterter (in Runde 2 gegen den starken Jake Bokelmann dürfte aber Schluss sein) und vor allem mit Daniela, die sich nichts zutraute und doch einen sonnenglänzenden Wieder-Einstieg hinlegte: Ein richtig guter Tag.

(Ralf Mulde)